Montag, 28. November 2005

American Angel, Beitrag für DADA- und DALI-Award


OK, im Rahmen des ›DADA- und DALI-Awards für erotische Tischgeschichten‹ von Don Alphons, hier also mein Beitrag.

Eigentlich hatte ich nie vor gehabt solche Geschichten in mein Weblog zu schreiben. Geschichten in denen es sich um Liebschaften oder Verflossene dreht. Aber diese Geschichte ist schon sehr lange her, und die Dame um die es hier geht möge es mir, eben wegen der schönen Erinnerung, sicher verzeihen. (Sollte sie hier überhaupt lesen, was allerdings sicher sehr unwahrscheinlich ist.) Und zudem sind eigene Regeln dazu da auch mal gebrochen zu werden. Punkt.

Warnung: Der nun folgende Text ist also eine erotische Geschichte, wer damit ein Problem hat sollte am besten jetzt mit dem lesen aufhören!

Parental Advisory! The following text contains explicit sexual content!


American Angel

Es ist kalt, aber zum Glück regnet es nicht mehr, als ich aus der S-Bahn Station in das Freie des westlichen Stadtteils, der als eine der besseren Gegenden Hamburgs gilt, trete. Ich fummle mir den Reißverschluss meiner dicken schwarzen Bomberjacke zu, während eine Dame älteren Datums an mir vorbei geht. Natürlich nicht ohne mich aus den Augenwinkeln streng zu mustern. Ich ignoriere es, aber so richtig will ich hier wirklich nicht ins Bild passen. Ein wenig unbehaglich fühle ich mich also schon, doch um mich nicht länger diesem Gedanken hingeben zu müssen, stapfe ich endlich los. Ein vorbei fahrender Bus spiegelt sich in einer riesigen Pfütze auf dem schwarzem Asphalt der Straße. Noch ist es hell, trotz des grauem wolkenbehangenem Himmels. Ein richtiges ›Schiet-Wetter‹ und ich wärme mich einzig an dem Gedanken sie gleich sehen zu dürfen, in einer warmen, gemütlichen Wohnung. Sie würde mir einen leckeren Salat machen, hatte sie am Telefon gesagt.

»Jeder, wirklich jeder Mann ist spitz zu kriegen, wenn eine Frau will, glaube es mir!« sagte sie und schaute mich dabei mit großen Augen an, während sie den leeren Bügel in eine der vorderen Stangen hängte. »Nein, das muss überhaupt nicht so sein!« entgegnete ich provokativ. Nun trat sie nah an mich ran, so nah dass ich den wohligen Duft ihrer schwarzen, langen, lockigen schwarzen Haare riechen konnte, und sie schien fast zu lächeln. Relativ rasch, und ohne Vorwarnung fasste sie mir mit einer Hand in den Schritt. Ich war so perplex von der Situation, dass ich kein Wort herausbrachte, wagte es allerdings auch nicht mich zu rühren. Die Panik muss mir in der Sekunde ins Gesicht gestanden haben. Sie massierte sehr leicht, und ich spürte wie sich langsam Lust in mir anbahnte. Das konnte ich natürlich nicht zu lassen, wegen meiner vorangegangenen Aussage, und ich hatte ja auch einen Ruf zu verlieren. Ich konzentrierte mich nun und änderte meine Gesichtszüge automatisch in einen sehr kritischen Blick während sie mir in die Augen schaute. Doch das nützte ihr nicht mehr viel, denn vor meinem geistigen Inneren war sie plötzlich da. Diese schwarze Wand, die mich von meiner Aussenwelt abschotten, und durch die nichts hindurch dringen konnte. Und es klappte. Die sich anbahnende Lust verflog wieder, war nicht im Stande diese dunkle innere Mauer zu überwinden. Was sie nun durch den Stoff meiner Hose spüren konnte, war sehr schlaff. Ihre Gesichtszüge veränderten sich.. »Wow, bei Dir klappt das ja wirklich nicht!« entgegnete sie und wich erschrocken zurück. Zum Glück war im Club gerade nicht viel los, und in diesen kurzen Minuten war niemand an die Garderobe herangetreten. Das Geschehnis war also unbeobachtet geblieben. »Es gibt eben noch so etwas wie ›männliche Selbstbeherrschung‹, aber ich gebe zu, dass die meisten Männer darüber wohl nicht mehr wirklich verfügen« sagte ich fast schon irgendwie grimmig zu ihr. Doch wirklich böse war ich ihr nicht.

Neben dem kleinem Teegeschäft suche ich im Hauseingang die richtige Klingel. Aus der Anlage kommt: »Ja?« Ich antworte und die alte, weiß gepinselte Tür lässt sich mit dem typisch summenden Geräusch öffnen. Dahinter stapfe ich einen dunklen Treppengang hoch, mache einen Bogen nach rechts und stehe vor ihr. Sie lächelt, und fällt mir freudestrahlend um den Hals. Ich küsse Sie, während ich wieder den angenehmen Duft ihrer Haare riechen darf. »Komm, ich nehme Dir die Jacke ab.« sagt sie und schließt die Tür hinter mir.

Etwa ein Wochenende später, nachdem ich ihr bewiesen hatte dass ich über ein gewisses Maß an Selbstbeherrschung verfügte, saß sie mir auf dem Schoß und wir küssten uns. Es war Feierabend, die Abrechnung hatte Maro schon mit ihr erledigt. Nun saß er nur noch da, mit dem Rücken zu uns, und kritzelte irgend welche Zahlen auf einen Block. Sie schaute mich an und fragte: »Fährst Du mich nach Hause?« Der wink mit dem Zaunpfahl war eindeutig und ich antwortete: »Ich habe zwar kein Auto, aber wir können uns gerne ein Taxi nehmen.« Sie nickte mich an. Wir standen auf, verabschiedeten uns überall und verließen den Laden. Im Taxi saßen wir eng aneinander gekuschelt auf der Rückbank und sie legte ihren Kopf an meine Schulter, während draußen die Morgendämmerung an uns vorbei zog.
Sie schloß die Tür auf und wir traten ein. Ihre Wohnung war spartanisch eingerichtet, mit hohen Decken, Stuck, wallenden Vorhängen, und einigen alten, sehr schönen Kerzenhaltern an den Wänden. Man fühlte sich wie in eine andere Welt versetzt. Dies war definitiv die Welt einer Frau.

»Komm, ich zeig Dir mal wie man das macht.« sagt sie, nimmt mir den gewaschenen Salatkopf aus der Hand, und fängt an ihn in der Spüle mit ihren zarten Händen zu zerrupfen. Ich bekomme, fasziniert vom Zusehen wieder dieses wärmende Gefühl. »So kann nur eine Frau etwas zubereiten« denke ich »mit einer fast schon erotischen Eleganz in den Bewegungen« und lächle. Ihre Hände scheinen fast umeinander zu tanzen, während sie so den Salatkopf bearbeitet. Ich schnappe mir ein Messer und sage: »Dann schneide ich so lange irgend was klein.« »Kannst mit den Radieschen anfangen, in kleine Scheiben bitte.« entgegnet sie mir und lächelt zurück. Ich lege los, und während ich schneide fällt mir auf, dass die Küche der einzige Raum in der Wohnung ist, der daran erinnert dass wir uns nicht in einer anderen Welt befinden. Weiße Wände, weiße Einbauküche, weißer Küchentisch mit entsprechenden Stühlen. Alles sehr kühl, aber eine saubere Küche. Ich schneide noch Tomaten und Gurke und sie gibt alles, mit dem Salat und dem Mais, in die Schüssel, beträufelt das Ganze mit Balsamico und Olivenöl, um dann anschließend mit Salz und Pfeffer zu würzen. Ich setze mich an den Küchentisch, öffne den Weißwein den ich mitgebracht habe, und sie ist dabei uns den Salat in die Schüsseln aufzufüllen. Irgend wie sieht sie, mit ihrer weichen hellen Haut und den schwarzen lockigen Haaren, wie ein Engel aus, während sie dies tut.

Ich wartete ein paar Stunden, bis sie fest schlief. Ich selbst konnte natürlich nicht schlafen, kam mir nun auch irgend wie fehl am Platze vor, und hatte mich entschlossen am besten zu verschwinden. Das erste gemeinsame Mal klappte leider nie besonders gut bei mir, aber zumindest hatte sie ihren Spaß gehabt, vermutete ich. Leise schnappte ich mir meine Sachen, zog mich an, während draußen eine der Katzen an der Tür vorbei huschte. Als ich die Wohnungstür öffnen wollte um zu gehen, stand sie plötzlich verschlafen neben mir und fragte: »Wohin willst Du denn?« Leicht beschämt drehte ich mich zu ihr um und stammelte: »Dachte mir es ist Dir sicher lieber wenn ich abhaue …« Sie antwortete nicht, schaute mich nur an. Ich gab ihr einen Kuss, öffnete die Tür und verschwand in die Nacht.

Wir begeben uns in das Fernsehzimmer und ich lasse mich auf der Couch nieder, während Sie unsere Weingläser wegstellt. Ich ziehe sie an mich heran, und lege meinen Kopf an ihren Bauch und sie fängt an mir in den Haaren zu kraulen. Ich genieße den Moment der Stille. Dann lässt sie ab und ich ziehe sie zu mir auf den Schoß, schaue sie an und frage: »Warum bist Du nicht ehrlich gewesen als ich Dich das erste mal nach deinem Alter gefragt habe?« »Weil Du mir dann sicher nie eine Chance gegeben hättest.« antwortet sie. Ich bin zwar kaum sehr viel älter als sie, aber vermutlich hat sie damit nicht ganz unrecht.

Später telefonierten wir und ich erfuhr nun endlich, dass ich mit meiner Vermutung, dass es für sie nur so etwas wie ein ›One-Night-Stand‹ war, komplett schief lag. Ich entschuldigte mich mehrfach bei ihr und wir verabredeten uns für den nächsten Abend. Sie wollte mir einen Salat machen, und ich versprach eine Flasche Wein mit zu bringen. Plötzlich war die ganze Lage eine andere, und in meinem Innerem kam zum erstem Mal wieder seit langem so ein leichtes warmes Gefühl auf.

»Aber das rechtfertigt noch nicht einen Menschen anzulügen« entgegne ich. Sie schaut mich, ob der Kritik, ein wenig böse an. Steht anschließend auf und zieht mich an der Hand hoch. Sie geht mit mir zu der großen Schiebetür, hinter denen ein weiterer Raum liegen muss den ich noch nicht kenne. Sie schiebt eine der alten schweren Türen qietschend bei Seite, und ich erkenne ein weiteres Schlafzimmer. In der Mitte steht ein großes, metallverziertes Bett. »Das ist aber doch gar nicht dein Zimmer, wir können doch nicht hier so einfach …« stammel ich. »Dummerchen, meine Mutter ist doch noch sehr lange drüben in den Staaten, und das Bett hier ist viel gemütlicher als meins.« Ich sage nichts mehr, denn sie hat mich bereits in das Zimmer gezogen und beginnt nun sich langsam auszuziehen. Ich tue es ihr nach und Sie hüpft als erstes in das riesige Bett. Ich komme ihr hinterher in diese dicke daunengefüllten Bettdecke und die molligen weichen Kissen. Nun liegt sie nackt in der Mitte vor mir und schaut mich mit ihren hübschen braun-grünen Augen an. Ich beginne ihre weiche weiße und samtene Haut rund um den Bauch mit Küssen zu bedecken, arbeite mich langsam rechts an der Leiste hoch, über ihre Schulter, bis zu ihrem Hals, während meine linke Hand langsam und vorsichtig eine ihrer Brüste streichelt. Sanft und zart küsse ich sie nun an allen Stellen ihres Halses, weiter hoch, ihre Wange, ihre Stirn, ihre geschlossenen Augenlider, ihren Mund. Sie genießt es und macht leise, wohlige Atemgeräusche. Ihr schwarzes lockiges Haar glänzt im spärlichen Licht des Mondes, das durch die wallenden Vorhänge des Zimmers dringt, während sie sich vor mir langsam öffnet. Und irgendwann, einen ganz kurzen Moment, glaube ich tatsächlich einen Engel sehen zu können, einen der vor mir seine Flügel ausbreitet.

Spinnfaden

 


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