Zwei schwarze Kübel
Wir stritten, ziemlich heftig, und es war klar dass wir uns in dieser Frage einfach nur im Kreis drehten. Unsere Ansichten waren zu verschieden und die Fronten waren klar. Also gaben wir es auf. Die Pflanzen, das Gemüse und die restlichen Einkäufe verstauten wir schweigend in zwei schwarzen Kübeln während die Sonne auf uns hinunter lächelte und alles in gelbes Licht tauchte. »Ich nehme die!« knurrte ich und schnappte mir die beiden Kübel an ihren silbernen Metallhenkeln. Sie protestierte nicht. Ich ging los und sie mal vor mal hinter mir. Dann schoss sie wieder links an mir vorbei um sich auf der rechten Seite wieder von mir einholen zu lassen. Ich war traurig geworden und verlangsamte meine Schritte. Sie schaute mich schräg von der Seite herunter an, ich blieb stehen, schaute ein wenig zu Boden und ich sprach: »Warte mal! Nimm mich mal bitte in den Arm, ja?« Auch diesmal protestierte sie nicht. Ihr schien diese stille Versöhnung auch am angenehmsten. Langsam schmiegte ich mein Gesicht an ihre Brust, gab einen wohligen Seufzer von mir und versuchte ihrem Gesicht dabei nicht unnötig nahe zu kommen um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen. Doch dies war nicht wirklich möglich, unsere Gesichter kamen sich näher und ich versuchte wieder ein wenig Abstand zu bekommen, doch ihr Mund suchte den meinen. Wir küssten uns, erst zaghaft und dann immer mehr. Auf einmal umklammerte sie mich, zog mich küssend an die Hauswand. Ich erkannte den Grund für diese plötzliches noch innigeres Küssen. Von der Seite hatten sich zwei Personen der Szenerie genähert. Sie drehte uns schwungvoll und gekonnt herum ohne von mir abzulassen, so dass ich nun mit dem Rücken zur Wand stand. Wir küssten uns weiter. Doch nur kurz, da uns die beiden Personen, die sich aus meinem leicht versperrtem Blickwinkel als zwei braun gebrannte Bengel herausstellten, abrupt unterbrachen. Mit den Worten »Hey, was geht?!« klopften einer der beiden ihr auf die Schulter. Sie ließ von mir ab und mir war klar dass die beiden sie kennen mussten. Ich wurde etwas wütend, eben wegen dieser rüden Unterbrechung. Ich muss auch wohl eine ziemlich finstere Miene gezogen haben, beruhigte mich aber sogleich wieder, da der andere der beiden mich mit den Händen beschwichtigte. Die nun folgende Begrüßung war herzlich und ich erkannte einen der beiden wieder. Ein Zigeunerjunge der in der selben Gegend wie ich wohnte, den ich auch schon länger kannte und mit dem ich auch schon das eine oder andere Mal das Glas gehoben hatte. Somit waren wir nun zu viert. Ich schnappte mir die beiden Kübel, die ich auf Grund der Umarmung und der darauf folgenden, sehr angenehmen Küsse hingestellt hatte, und wir beschlossen gemeinsam weiter zu ziehen. Wir kamen untereinander ins Gespräch, bogen um eine Ecke in eine Kleinstraße ein und entschlossen uns spontan gemeinsam etwas essen zu gehen. Wir befanden uns nun mitten auf der Straße und sie fing an mit hoher Geschwindigkeit auf dem Asphalt mit ihren Inlineskates vor uns davon zu fahren. Ihr Haar winkte uns dazu fast wie zum Abschied entgegen während sie sich nach und nach entfernte. Sie wurde immer kleiner, bis sie im Trubel einer Menge verschwunden war. Ich fing an zu laufen. Merkte dass die beiden Jungs nicht hinterherliefen, da ich neben meinen schnellen Schritten keine anderen hörte. Langsam wurde ich wieder wütend. Was sollte denn dass nun wieder? Wollte sie mit den Jungs und mir eigentlich gar nicht essen gehen, hatte nur vergessen uns dies mitzuteilen und machte sich nun aus dem Staub? Ging sie davon aus das ich genau wusste wo sie hinwollte um mich dort mit ihr zu treffen? Wütend rannte ich noch schneller. Die beiden Kübel baumelten an meinen Händen hin und her. Ich wachte auf. Immer noch wütend, schlug ich ein, zwei mal auf mein Kopfkissen ein und fing an zu heulen.
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