Lesetipps

Sonntag, 10. August 2008

99 Francs (39,90)


Es gibt natürlich keinen Grund, warum der neue Totalitarismus dem alten gleichen sollte. Ein Regieren mittels Knüppeln und Exekutionskommandos, mittels künstlicher Hungersnöte, Massenverhaftungen und Massendeportationen ist nicht nur unmenschlich (darum schert sich heutzutage niemand viel); es ist nachweisbar leistungsunfähig - und in einem Zeitalter fortgeschrittener Technik ist Leistungsunfähigkeit die Sünde wider den Heiligen Geist. Ein wirklich leistungsfähiger totalitärer Staat wäre ein Staat, in dem die allmächtige Exekutive politischer Machthaber und ihre Armee von Managern eine Bevölkerung von Zwangsarbeitern beherrscht, die zu gar nichts gezwungen zu werden brauchen, weil sie ihre Sklaverei lieben. Ihnen die Liebe zu ihr beizubringen ist in heutigen totalitären Staaten die den Propagandaministerien, den Zeitungsredakteuren und Schullehrern zugewiesene Aufgabe.
Aldous Huxley, Schöne neue Welt, neues Vorwort 1946



Wir werden bedrängt von den Wünschen, die man über uns verhängt.
Alain Souchon, Foule sentimentale, 1993



Der Kapitalismus hat den Kommunismus überlebt. Jetzt kann er sich nur noch selber auffressen.
Charles Bukowski, The captain is out to lunch and the sailors have taken over the ship, 1998






Zitate im Vorwort zu Frédéric Beigbeders Roman 99 Francs (dt.: 39,90)

Freitag, 25. Juli 2008

»Nehmt es persönlich!«


Das Persönliche ist politisch, wie alle so verdammt gerne betonen. Wenn also irgendein idiotischer Politiker, irgendein Machtspieler, eine Politik durchzusetzen versucht, die euch oder euren Angehörigen schadet, dann NEHMT ES PERSÖNLICH! Regt euch auf! Die Maschinerie der Justiz wird euch dabei keine Hilfe sein – sie ist langsam und kalt, und ihre Hard- und Software liegt in den Händen der Politiker. Nur die kleinen Leute leiden unter der Justiz, die Kreaturen der Macht entziehen sich ihr mit einem Grinsen und Augenzwinkern. Wenn ihr Gerechtigkeit wollt, müsst ihr sie den Machtmenschen aus den Händen reißen. Macht es zu einer PERSÖNLICHEN ANGELEGENHEIT! Richtet so viel Schaden wie möglich an. Macht euch VERSTÄNDLICH! So habt ihr eine wesentlich bessere Chance, beim nächstem Mal ernst genommen zu werden. Für gefährlich gehalten zu werden. Und in diesem Punkt solltet ihr euch keinen Illusionen hingeben: Nur wer ernst genommen wird, wer als gefährlich gilt, kann etwas bewirken. Das ist für sie der EINZIGE Unterschied, der zwischen den Machtspielern und den kleinen Leuten. Mit Machtspielern werden sie sich einigen. Kleine Leute werden liquidiert. Und immer wieder werden sie eure Liquidation, eure Verdrängung, eure Folterung und brutale Hinrichtung mit der größten Beleidigung rechtfertigen: dass alles nur das übliche Geschäft der Politik ist, dass es nun einmal so und nicht anders in der Welt zugeht, dass das Leben nicht einfach ist und DASS MAN ES NICHT PERSÖNLICH NEHMEN SOLLTE. Scheiß drauf! Nehmt es persönlich!

Quellchrist Falconer
Was ich inzwischen gelernt haben sollte
Band II


Quelle: Richard Morgan, Das Unsterblichkeitsprogramm (Altered Carbon)

Donnerstag, 26. Juli 2007

Neulich, bei Lem


[…] Wenn schon kein Feind da ist, sagten sich die Hauptmacher des großen Geschäfts, dann muss man für einen sorgen, was um so leichter ist, da die technischen Mittel vorhanden sind. So entstanden die Feindkiller. Ein solches Gerät simulierte den widerlichen Aggressor. Man brauchte nur eine entsprechende Spaltmünze in den Einwurfschlitz zu stecken, und schon erhielt man durch Spaltung des Simulator-Ichs den gewünschten Feindtyp. Spaltmünzen wurden in Mengen angeboten, jede für ein anderes Feindmodell, bald hinterlistig grausam, bald unverfroren aggressiv, immer aber niederträchtig. Hatte man sich einen passenden Feind herangezogen und kannte sich schon gut in dessen Gelüsten aus, dann trat man zum Kampf für die Verteidigung des Vaterlands an. Das war nichts Abstraktes, die Produzenten hatten überlegt – wenn die Wohnung das Schlachtfeld sein sollte, musste auch das mit der eigenen Brust geschützte Vaterland in ihr untergebracht werden. Folglich gehörte zur Gesamtausstattung noch eine Vaterlandsallegorie, eine Frauengestalt mit wehendem Haar, einem Lorbeerkranz in der Hand, und in einem Gewand, das wie eine Fahne flatterte (im Sockel befand sich ein Gebläse). Die Augen voll süßen Vertrauens auf den Käufer gerichtet, fleht sie um Rettung vor dem Feind, und nach errungenem Sieg legte sie dem Helden sofort den Lorbeer um die Stirn. Das Ergebnis des Kampfes war todsicher – der Feindkiller hatte entsprechende Drehschalter. Übrigens konnte man den Sieg sogar erringen, ohne aus dem Bett aufzustehen; es genügte, sich eine billige Verlängerungsschnur für die Schikaniertaste zu besorgen. Man konnte den Feind augenblicklich liquidieren oder nur ein wenig und den erst Halbtoten für später aufbewahren – je nach Temperament und vertretenen Grundsätzen. Wer Anhänger einer sorgfältig in die Länge gezogenen Brutalität war, der hatte auch keine Sorge mit den Aufschreien des Verlorenen, denn dafür war ein geeigneter Schalldämpfer eingebaut. […]

Zitiert aus »Die demographische Implosion« (Opowieść drugiego Odmrożeńca) von Stanisław Lem, aus dem Band S. Lem: »Maska«, Wydawnictwo Literacjie, Kraków 1976. Aus dem Polnischen von Christa und Johannes Jankowiak.

1976!

Montag, 15. Mai 2006

’Ndrangheta, Camurra e Mafia en Allemania?


Titel, Thesen, Temperamente berichtet zum neuem Buch von Jürgen Roth: Der Deutschland Clan – Das skrupellose Netzwerk aus Politikern, Top-Managern und Justiz.

Zum Video: Hier (Quicktime Player!).

In diesem Zusammenhang ist die Bildstrecke ›Politiker a.D. in ihren neuen Jobs‹ auf sueddeutsche.de auch sehr interessant.

»Se lecitu giovanottu da undi veniti?« – »Da undi se disponi« – »E decitemi ancora, amicu, sempre se lecitu, sutta cu caminati« – »Io camino suttu u cielu e supra a terra. E undi vaio vaio cca mia favella sacciu purtari saggezza sangu e unuri« – »Scusatemi ancora, amicu, perché facete l’omu?« – »Eo fazzu l’omu pi sanghi e pi unuri e pi scacciari infami e tradituri«
›Parlato‹ am Anfang des Volksliedes ›’Ndrangheta, Camurra E Mafia‹ aus Kalabrien. Von der CD ›Il Canto Di Malavita Vol. I (2000)‹

Montag, 31. Oktober 2005

Die Verfehlungen König Davids


Der vorhergegangene Beitrag ist allerdings eine schon ältere Geschichte, ein Erlebniss von vor mindestens zwei Jahren. Die Crew von damals besteht längst nicht mehr, und es wäre sicher mal interessant heraus zu finden ob zumindest die angeheuerte Firma noch die selbe ist.

Den Titel des Beitrags habe ich vor allem auch deshalb gewählt, da ich gerade den Roman ›Der König David Bericht‹ von Stefan Heym lese. Die Taten und Verfehlungen König Davids, der wohl ein machtgeiles, ehebrechendes, mordendendes, grausames Arschloch gewesen sein muss, werden hier sehr amüsant, und mit vielen kleinen Anspielungen auf die Wiedersprüche der damaligen Zeit zu den Informationen aus dem Altem Testament, vom Autor auseinander gepflückt. Es lohnt sich auch einige Dinge im AT parallel zu lesen, vor allem bei Dingen, welche zumindest ich mit meinen spärlichen Religionsunterricht-Kenntnissen, nicht kennen kann. Auch Sach- und Worterklärungen, die sich oft im Anhang finden sind da sehr hilfreich. (Im Zweifelsfall ist der nächste Pfaffe im Ort zu befragen.)

koenigdavid

Ein weiterer Roman des ehemaligem DDR-Autors Stefan Heym liegt auch schon bereit: ›5 Tage im Juni‹. ›Die ehrliche Auseinandersetzung eines DDR-Bürgers mit den Ereignissen um den 17. Juni 1953.‹

Dienstag, 20. September 2005

Buchtipp: Der Mensch und seine Zeichen, Frutiger


Frutiger

Heute zur Abwechslung mal etwas Kommerz. (Oder auch Schleichwerbung, bekannt aus der ARD.)

Allen Grafikern, Gestaltern und Freunden der Typografie möchte ich das Buch »Der Mensch und seine Zeichen« von Adrian Frutiger, erschienen im Marix Verlag, empfehlen.

Der Schweizer Adrian Frutiger gehört in die Reihe bedeutender Typografen, wie z.B. Spiekermann (Meta), Miedinger (Helvetica), oder Renner (Futura). Von ihm stammen bekannte Schriften wie die Centennial, Glypha, Univers, Avenir oder die nach ihm benannte Frutiger, die ich, nebenbei bemerkt, zu einer meiner Lieblingsschriften zähle.

Doch in diesem Buch geht es nicht allein um Schrift, sondern viel mehr auch um ihre kulturelle Entstehung. Von einfachen Grafischen Ellementen, den Grundzeichen, über Schriftzeichen der Kulturen bis zu Symbolen und Marken-Zeichen wird von Frutiger alles genaustens und bildhaft analysiert. Auch wenn ich dieses Buch eher als eine wissenschaftliche Arbeit sehe, ist alles verständlich und einfach erörtert, und beschrieben. Für Laien also genau so zu empfehlen wie für professionelle Gestalter.

Man bekommt dieses Buch natürlich bei Amazon, kann es aber auch alternativ bei Koppmedien bestellen, wo man noch so manch anderen literarischen Leckerbissen für Gestalter finden kann.

Sonntag, 31. Juli 2005

Oskar Schindler – trotzdem ein Nazi!


Gerade ist ein Buch, von David M. Crowe, erschienen, welches das Leben von Oskar Schindler ein wenig besser beleuchtet als der bekannte Film von Hollywoodregieseur Spielberg. Zwar war Schindler ein Held, der im Endefekt viele Juden gerettet hat, wie auch der Autor des Buches anmerkt. Trotzdem war er ein Nazi (NSDAP-Mitglied, V-Mann und Spion), und das mit der Liste ist nur für den Film hinzugedichtet worden.

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doubl - 28. Nov, 15:21
Ich muss sagen, dass...
Ich muss sagen, dass du echt gut Montag morgens aussiehst!...
Sara Lernspiele (Gast) - 25. Nov, 14:57
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